One thought on “Amateurfunk Das Rauschen des Himmels”

  1. Gebt mir das gute alte Hobby Amateurfunk, es ist gut genug für Könige und Staatsmänner, für Astronauten, Ingenieure, Erfinder und Elektrotechnik-Professoren, es ist gut genug für mich!

    Dass es sich beim Amateurfunk um ein technisch-wissenschaftliches Hobby handelt, das sich mit elektrotechnischen Basteleien auf hohem Niveau beschäftigt, sollte keiner Allgemeinbildung entgangen sein.
    Davon gab es aber in dem Artikel bewusst keine Erwähnung, dafür sehr viele Anspielungen, die man durchaus als rhetorisch gut vorbereiteten Abwertungsversuch verstehen kann.

    Jemand kann also wirklich heute noch morsen, genau wie der Erfinder der Telegraphie, wie die Herren Edison und Marconi persönlich, wie die Funker der Roten Kapelle in Berlin oder auf der Titanic. Das Morsen allein wäre eigentlich zu bewundern anstatt heruntergesetzt zu werden, die UNESCO hat es schon richtig wahrgenommen und unterliegt keiner Täuschung.

    Wollen wir zum besseren Verständnis des Amateurfunks einfache Vergleiche heranziehen: Wie ein Funker auf „Wellenjagd“ sitzt ein Angler an einem Gewässer und wartet stundenlang auf einen Fang, mit mehr oder weniger oder gar keinem Erfolg. Sollte man jetzt hergehen und den Angler als einen idiotischen Eigenbrötler bezeichnen, weil er sich sein Fischessen nicht in der Fischhandlung oder noch besser aus dem Kühlregal beim Discounter besorgt sondern vielmehr aus dem „Rauschen des Baches“?

    Man kann weitermachen mit Beispielen: Warum gibt es Leute, darunter wahre Künstler der Mechanik, Physik und Ingenieurskunst, die eine alte Dampflok aus der gleichen Epoche wie die Morsetaste wieder restaurieren, und zwar mit modernsten technischen Mitteln? Um nicht über Sportarten, klassische Musik oder Modellbau zu reden: Wer zu solchem Handeln keinen gedanklichen Zugang mehr hat, dessen Thalamus wurde wohl schon von seinem Smartphone absorbiert („HEY! google oder twittere sofort, was „Thalamus“ ist, solange der Akku noch reicht!“).

    Ich kenne einen Funkamateur, der hat sich seinen Morsesender zusammen mit einer Bastelgruppe in seinem Funkverein aus Kondensatoren, Spulen, Widerständen und ICs selber zusammengebaut, hat dazu eine große Antenne in den Baum gezogen. Er hat in der Tat einen Riesenspass, mit diesem Sender und einer Morsetaste aus seinem Garten nach Neuseeland zu funken – völlig ohne Provider oder Satellit!

    Derselbe Funker bekam letztes Jahr von einem Smartphone-Hersteller das neueste geplante Modell, weil er zum erlesenen Kreis von Technikern gehörte, die das Gerät zum ersten Mal testen sollten. Außerdem ist sein Haus mit schnellstmöglichem Internet vernetzt, so dass er sich Gedanken macht, ob die Rechner überhaupt die Übertragungsgeschwindigkeit verarbeiten können. Das gesamte Internet mit allen Möglichkeiten nutzt er gerne, schreibt auch beruflich an Programmen zur Datenkommunikation.

    Seine selbstgebastelten Funkanlagen machen ihm trotzdem hundertmal mehr Freude, „weil es immer spannend wird, wenn nach dem Aufbau der Station die HF-Energie loslegt“ so versicherte er mir in einem Gespräch über 70 cm-FM-Sprechfunk.

    Was die “Süddeutsche” leider nicht weiß:
    Für den Selbstbau eignet sich eigentlich nur ein Morse-Sender! Sender für Sprechfunk oder Datenübertragung brauchen einen “Fuhrpark” an Messgeräten zum Abgleich und sind ungleich komplizierter im Aufbau. Deshalb und nicht aus hoffnungsloser Nostalgie-Sehnsucht hat der soeben beschriebene OM seinen Morsesender so gern. Aber das wissen wir Funkamateure und wollen mit unseren experimentellen Sendern nur in Ruhe gelassen werden oder der Herr Journalist geht selber in so einen Bastelkurs und macht die Lizenz und einen Morsekurs dazu, was heute kein großes Thema mehr ist, vielmehr großen Spaß macht!
    Wolfgang Faber, DF5CK

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